Fußball: „Als kleiner Junge, denkt man da noch nicht drüber nach“

Exklusivinterviw zur Verpflichtung von Torhüter Matti Kamenz

Der Sportclub Freital hat zur neuen Spielzeit Torhüter Matti Kamenz verpflichtet. Der gebürtige Spremberger kommt vom ambitionierten Regionalligisten Greifswalder FC zum SCF. Im Zuge seiner Vorstellung hat sich der 24-Jährige Zeit genommen für ein ausgedehntes und launiges Pläuschchen.

SCF: Lieber Matti, wir fallen mit der Tür ins Haus: Wieso Freital, wieso der SCF?

Matti:Nachdem ich ein paar Jahre mein Hobby zum Beruf machen durfte, möchte ich mir nun zusätzlich zum Fußball ein berufliches Standbein aufbauen. Dafür wollte ich gerne nach Dresden ziehen und ich hatte mich umgeschaut, wo ich auf gutem Niveau kicken kann. Da Freital rein geographisch schon mal gut gepasst hat und der SCF in seiner ersten Oberliga-Saison eine sehr starke Runde gespielt hat, habe ich mich den Verantwortlichen in Verbindung gesetzt.

SCF: Die Torhüterposition ist bekanntermaßen eine eher spezielle in einer Fußballmannschaft. Torhütern sagt man dabei durchaus nach, sie seien – vorsichtig ausgedrückt – etwas „anders“. Jetzt hast Du einen jüngeren Bruder, der ebenfalls Keeper ist, beim Regionalligaaufsteiger FC Eilenburg. Kurz gefragt, was lief zu Hause schief, dass es gleich beide Jungs in die Kiste verschlagen hat?

 Matti: Gute Frage. Mein Papa war auch Torwart. Ich hatte ihn nach meinen ersten Fußballtrainings gefragt, auf welcher Position er gespielt hat und dann wollte ich auch unbedingt ins Tor. Als kleiner Junge denkt man noch nicht darüber nach, wie viele Schüsse im Laufe der Jahre im Gesicht oder in anderen sensiblen Körperstellen landen. Das Lustige ist, dass man sich darüber sogar noch freut, solange man den Ball gehalten hat. Bei meinem Bruder war der Weg ins Tor somit natürlich auch vorgezeichnet, obwohl er ganz am Anfang auch als Feldspieler gekickt hat.

SCF: Du bist mit 24 Jahren, gerade für einen Keeper, noch in einem durchaus jungen Alter. Dafür hat Deine Vita allerdings schon einiges zu bieten. Nach Deiner vorwiegend beim FC Energie Cottbus absolvierten Ausbildung ging es nach Einsätzen für die Zweit- und sogar der Erstvertretung des FCE zum FSV Zwickau. Dort warst Du immerhin bereits in zehn Drittliga-Spielen im Tor. Nimm uns mit: Wie war es für Dich als ganz junger Torhüter, das erste Mal in Deutschlands dritthöchsten Profiliga zu spielen?

Matti: Für mich war es erstmal schon eine tolle Sache in Zwickau einen Profivertrag zu erhalten. Dadurch, dass sich unser Stammtorwart Johannes Brinkies verletzt hatte, bin ich dann auch relativ schnell zu meinen ersten Einsätzen gekommen. Gerade beim ersten Spiel in Lotte war ich sehr aufgeregt, aber natürlich auch stolz über mein Debüt in der 3. Liga, wobei es einige Spiele gibt an die ich mich lieber zurückerinnere.[lacht] Insgesamt hatte ich auf jeden Fall eine sehr schöne Zeit in Zwickau und drücke dem Verein auch weiterhin die Daumen.

 „Die Mannschaft hat es mir sehr leicht gemacht“

SCF: Von Zwickau verschlug es Dich dann nach Greifswald und nun schließlich zum SCF. Als Du das erste Mal mit Verantwortlichen des Sportclubs in Kontakt warst, wie war Dein erster Eindruck? Gibt es möglicherweise eine lustige kleine Anekdote zu den Gesprächen bis hin zur Vertragsunterzeichnung?

Matti: Den ersten Kontakt hatte ich mit Trainer Knut Michael am Telefon. Wir haben uns dann zu einem Treffen in Freital verabredet. Mit dabei war auch Daniel Wirth. Die Gespräche waren sehr offen und geradeaus, mir wurde alles gezeigt, erklärt und ich konnte mir ein erstes Bild vom Verein machen. Das hat alles sehr gut gepasst und nach intensiven Verhandlungen bin ich jetzt beim SCF. 

Die Gespräche waren allerdings so ernsthaft und seriös, dass ich leider von keiner lustigen Geschichte berichten kann. ;-)

 SCF: Jetzt bist Du da und - wenn man den Stimmen aus den Mannschaftskreisen glauben schenken mag – durch Deine offene und gesellige Art nahezu in Rekordzeit sportlich und auch menschlich in der Mannschaft angekommen. Was denkst Du, woran das liegt? Einfacher Charakter oder Truppe mit wenig Anspruch?

Matti: Die Mannschaft hat es mir bisher sehr leicht gemacht hier anzukommen. Es wird sehr offen mit einem umgegangen und auch der ein oder andere Spruch gedrückt. Selbst nach den langen Trainingseinheiten in der Vorbereitung wird danach noch ein bisschen in der Kabine gesessen und ab und zu mal eine zuckerfreie Fanta getrunken. Es macht mir sehr viel Spaß mit der Truppe aber da hatte ich auch bei meinen früheren Teams nie Probleme. Ich glaube Fußballer sind da relativ umgänglich.

SCF: Nun ist der Sportclub bekanntermaßen zwar ambitioniert, jedoch von einem „Profiklub“ ein gutes Stück entfernt: Wie sieht Dein neues Leben nun außerhalb des Fußballs aus?

Matti: Im Moment noch sehr entspannt. Im August werde ich dann meine Ausbildung beginnen und somit wird der Aufwand für mich natürlich auch höher. Bisher war ich es ja nur gewohnt zu kicken aber ich freue mich auch sehr auf diese Herausforderung.

SCF: Der SCF arbeitet, egal in welcher Sparte, akribisch daran, erfolgreich zu sein und vor allem auch, die nötigen infrastrukturellen Bedingungen zu schaffen. Weite Teile der Vorbereitung der 1. Männermannschaft wurden neben der Baustelle im neuen alten Stadion des Friedens absolviert. Wie schätzt Du die Gegebenheiten, die Bedingungen und das Drumherum bislang ein? Freust Du Dich, wenn das neue Stadion dann fertig ist?

Matti: Da gibt es nicht viel zu meckern, natürlich geht immer noch mehr aber für die Oberliga sind das sehr gute Voraussetzungen. Wir haben unsere eigene Kabine, die Rasenplätze sind in einem sehr guten Zustand, nach dem Training stehen Eistonnen bereit und meistens ist auch ein Physio vor Ort. 

Selbstverständlich freut man sich als Spieler auch auf das neue Stadion. Ich denke es ist auch für den gesamten Verein sehr wichtig und ein großer Schritt nach vorn.

„Wäre nicht schlecht, wenn der Torwart auch mal einen Ball hält“

SCF: Kommen wir zum Sportlichen: Was sind Deine persönlichen Ziele für die kommende Spielzeit und was traust Du unserer Mannschaft in der anstehenden Saison zu?

Matti: Ich möchte vor allem Spaß an der Sache haben. Das ist natürlich immer leichter, wenn wir viele Spiele gewinnen. Ich denke, dass in der Liga viele Teams mit einer hohen Qualität sind. Es ist schwer einen Tabellenplatz vorherzusagen aber wir haben eine gute Mannschaft und trainieren sehr intensiv um eine erfolgreiche Saison zu spielen.

SCF: Der SCF stellte in seiner Oberliga-Debütsaison die viertbeste Defensive. Was denkst Du benötigt es, dass dies in der kommenden Saison ähnlich verlaufen wird?

Matti: Wir müssen als ganze Mannschaft sehr kompakt, leidenschaftlich und mit der nötigen Aggressivität verteidigen. Außerdem wäre es nicht schlecht, wenn der Torwart auch mal einen Ball hält.

SCF: Letzte, wichtige Frage: Ein Stürmer jubelt bei Torerfolg. Wenn Du die Null hältst, auf was kann man sich bei Dir freuen?

Matti: Da muss ich euch leider ein wenig enttäuschen. Außer einem zufriedenen Lächeln wird da nicht viel kommen.

Vielen Dank für das nette Gespräch, Matti. Wir wünschen Dir für Deine Zeit beim SCF jederzeit zwei glückliche Händchen.

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