Vor dem Heimspiel gegen die BSG Wismut Gera am kommenden Samstag hat sich Andreas Hannewald mit SCF-Geschäftsführer und Oberligaspieler Eric Ranninger auf einen Plausch getroffen. So war die Hinspielpartie im Herbst 2024 gegen die Thüringer sein letztes Spiel vor seiner Kreuzband- und Miniskusverletzung. In den letzten Wochen wieder im Teamtraining und nach einigen kleinen Kurzeinsätzen folgte in der vergangenen Woche die Hiobsbotschaft: Das Knie hielt der Belastung nicht stand und muss kommende Woche noch ein weiteres Mal operiert werden. Wie es “Ranne” geht, welche Ziele er sportlich und beruflich beim Sportclub verfolgt und wie er den Alltag in der SCF-Geschäftsstelle einschätzt folgt nun im Exklusivinterview mit “Hanne”.
Hanne: Du bist nun seit zwei Jahren Geschäftsführer unseres Sportclubs. Wie wir wissen ist dies ein sehr arbeitsintensiver Job. Hast du deine Entscheidung schon mal bereut den Posten übernommen zu haben?
Ranne: Ich bereue im Leben nichts. Alles, was man tut, sind Entscheidungen, die man im jeweiligen Moment trifft. Manche sind bis zu einem gewissen Punkt umkehrbar, andere weniger. Die Entscheidung, diese Stelle anzutreten, habe ich also letztlich aus Überzeugung getroffen. Du weißt nie, was dich erwartet. Du weißt schon eher, ob Du Dinge bedauern könntest, wenn Du sie nicht angehen würdest. Und hier hat die Neugier deutlich überwogen. Die inzwischen etwas über zwei Jahre waren intensiv. Auf vielen Ebenen. Sie haben mich beruflich und menschlich geformt und allein dafür hat es sich schon gelohnt.
Hanne: In diese Zeit fällt ja auch der Umzug der Geschäftsstelle in die neue WGF-Arena. Was waren ansonsten die größten Herausforderungen der beiden Jahre?
Ranne: Der vergangene Sommer war schon mit einer der anstrengendsten meines Lebens. Gleichzeitig aber auch einer der aufregendsten. So etwas Großes erlebt man nicht jeden Tag, oder jedes Jahr. Als einzig Hauptamtlicher im Verein ist so ein Umzug dieser Größenordnung, trotz der wirklich großartigen Unterstützung des Vorstandes, meines Azubis, den Praktikanten aber auch den vielen Ehrenamtlichen und Trainerinnen und Trainern, neben dem laufenden Geschäft wirklich ein Brett gewesen. Mit ein paar Veilchen bin ich, sind wir alle im Verein, dieser großen Herausforderung Herr geworden. In der Nachbetrachtung schon ein irrer Ritt. Der nächste Sommer darf gerne etwas ruhiger ablaufen (lacht).
Hanne: Du kommst ja bekanntlich aus der Fußballabteilung, als Geschäftsführer musst du dich ja aber um das große Ganze kümmern. Wie ist die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen?
Ranne: Ich kann nur für mich sprechen, nicht aus der Sicht der Abteilungen. Für das, dass wirklich Jeder und Jede hier einen Hauptjob, eine Familie, ein Privatleben hat und das alles aus freien Stücken, der Liebe zum Sport und seiner Abteilung tut, ist es kaum hoch genug anzurechnen, was da für Zeit und Herzblut drauf geht. Der Sport hat eine unglaublich wichtige Funktion in der Gesellschaft. Das wird oft unterschätzt. Von daher bin ich glücklich über die Zusammenarbeit mit allen. Sicherlich geht hier und da auch mal etwas schief, aber wir sind ja auch nicht beim FC Bayern oder den LA Lakers. Man muss immer sehen, wo man herkommt und was hier binnen kürzester Zeit auf die Beine gestellt wurde. Das ist schon aller Ehren wert. Und da gehören alle ins Boot.
Hanne: Was werden die größten Herausforderungen der nächsten Jahre für den Sportclub sein?
Ranne: Ehrlicherweise ganz klar die Thematik Trainingsbedingungen. Wir haben 1.600 Mitglieder, 13 Sparten und haben was Trainingsplätze und -hallen anbelangt echt einen irren Bedarf. Wir sind spartenübergreifend extrem erfolgreich. Dass zu Wettkämpfen und Spielen wöchentlich bis weit, weit über die sächsischen Landesgrenzen hinaus gefahren wird, bedeutet auf der anderen Seite mehr Training. Mehr Training bedeutet, es braucht mehr Platz. Mehr Fahrten am Wochenende bedeutet, es braucht mehr Busse. Mit dem Erfolg steigt die Erwartung, mit der Erwartung die Bedürfnisse. Diese alle in diesem Tempo gleichermaßen und ausreichend stillen zu können, ist die größte Herausforderung.
Hanne: Neben deiner Tätigkeit als Geschäftsführer bist du ja auch noch sportlich aktiv und gehörst nach wie vor zum Kader unserer Oberligamannschaft. Dabei bist du aber leider in diesem Jahr nicht gerade vom Glück verfolgt. Nachdem du nach der schweren Knieverletzung im Herbst, gerade auf dem Weg warst dich zurück zu kämpfen, musstest du nun wieder einen Rückschlag hinnehmen. Wie ist der Stand und wann glaubst du kannst du dem Team wieder helfen?
Ranne: Tja. Manchmal gibt es Dinge im Leben, die Du nicht wirklich beeinflussen kannst. Vielleicht, um zur Eingangsfrage zurückzukehren, wenn es bei einer Sache nahe ans „Bereuen“ geht, dann vielleicht die Entscheidung aus dem Herbst, meine Knieverletzung nicht operativ sondern zunächst einmal konservativ ausheilen zu lassen. Im Nachhinein vielleicht ein Fehler. Im April werde ich mich nun nach der Arthroskopie im Januar einer erneuten, diesmal leider sehr großen, Knie-OP unterziehen müssen, weil mein Knie leider der Belastung, die wir mit viermal Training plus Spiel haben, nicht standgehalten hat. Entsprechend muss ich nun von vorne anfangen. Mein Wunsch ist es, noch in diesem Kalenderjahr wieder auf den Platz zurückzukehren. Mein Wunsch ist mein Ziel – und dafür kämpfe ich. Die Unterstützung meiner Familie und meines Teams habe ich, den Rest muss ich selber schaffen. Geschenkt gibt’s nichts.
Hanne: Die Mannschaft spielt ja wieder eine solide Saison, steht im gesicherten Mittelfeld und hat zurzeit bereits fünf Punkte mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Wie siehst du die Entwicklung der Truppe?
Quervergleiche innerhalb einer laufenden Saison anhand von Punkten finde ich nicht gut. Da hätte man nach einem Drittel der Saison sagen können, wir sind alles ‘Voll-Bananen’: Spieler weg, Trainer raus und neu. So einfach ist es aber nicht. Jetzt sind wir fünf Punkte besser als im Vorjahr und auch das ist eine Momentaufnahme. Abgerechnet wird einerseits am Schluss und andererseits auch auf dem Platz. Und ich finde schon, dass wir auf dem Feld als Truppe einen Sprung nach vorne gemacht haben. Spielerisch, taktisch, von der Reife. Das Ganze ist ein Prozess. Angestoßen vom Trainerteam in den letzten Jahren und jetzt weitergefühlt unter der Regie von Christopher Beck. Das war im Sommer schon auch ein Umbruch. Kadertechnisch nicht allzu groß, aber von der Spielanlage, auch vom neuen Umfeld im neuen Stadion, der gestiegenen Erwartungshaltung. Wir sind auf einen guten Weg. Den gilt es, kontinuierlich weiterzugehen.